Kurzvita Graf Ottos
Graf Otto v. Botenlauben, 1175-1244, aus dem mächtigen ostfränkischen Geschlecht der Grafen von Henneberg, Herr auf der gleichnamigen Burg, war Minnesänger, Kreuzfahrer und Klostergründer.
Er begleitete Kaiser Heinrich VI. nach Italien und zum Kreuzzug ins Heilige Land, wo er sich mit kurzen Unterbrechungen bis 1221 aufhielt. Dort heiratete er 1205 Beatrix von Courtenay-Edessa, Tochter des Seneschalls des Königreichs Jerusalem.
Im Jahr 1220 kehrte er in seine Stammburg Botenlauben zurück. 1231 stiftete er zusammen mit Beatrix, seinem “Kleinod aus dem Morgenland” 1231 das Kloster Frauenroth, wo sie auch begraben liegen. Seine Minnelieder sind in der “Manesse”, der “Weingartner Liederhandschrift” und den “Carmina Burana” aufgezeichnet.
Waere Kristes lôn niht alsô süeze, sô entlieze ich nith der lieben vrouwen mîn, Die ich in mînem herzen dicke grüeze, si mac vil wol mîn himelrîche sin; Swâ diu guote wone alumbe den Rîn, here Got, sô tuo mir helfe schîn, daz ich mir und ir erwerbe noch die hulde dîn!
Die Grabplatten des Stifterpaares in der Klosterkirche Frauenroth, (Markt Burkardroth, Unterfranken) gehören zu den herausragenden Steinplastiken des 13. Jahrhunderts. Einiges deutet darauf hin, dass Graf Otto, entgegen den Regeln des Minnesangs, manche Lieder seiner eigenen Frau widmete. Für seine große Liebe zu Beatrix spräche auch, dass er auf dem sogenannten “Beatrix Denar” als Münzherr nicht seinen Namen, sondern den seiner Gemahlin prägen ließ. (Originale im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und Stadtarchiv Bad Kissingen)
Chronik
ca. 1150
Burg Botenlauben wird vermutlich schon Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut.
1190
Graf Otto II. von Henneberg erbt die Burg. Er lebt zeitweise am Hof des Stauferkaisers Heinrich VI. in Sizilien, wo der feinsinnige und gelehrte Herrscher berühmte Minnesänger versammelt. Die Lieder des Grafen Otto sind in der Manessischen-, der Weingartner Liederhandschrift und den Carmina Burana verewigt.
1197
Graf Otto “nimmt das Kreuz”. Er schließt sich dem Kreuzzug des Kaisers Heinrich VI. an. Durch den Tod des Kaisers scheitert das Unternehmen. Graf Otto aber bleibt in Palästina.
1205
Heirat mit Beatrix von Courtenay- Edessa. Die Erbtochter Joscelins III., Graf von Edessa und Seneschall des Königreichs Jerusalem, bringt bedeutende Besitztümer mit in die Ehe. Das Paar lebt bis 1220 in Akkon, der Krondomäne des Kreuzfahrerstaates Jerusalem.
1206
In einer zu Würzburg ausgestellten Urkunde wird Graf Otto II.von Henneberg erstmalig “Otto de Boudenlouben” genannt.
1220
Graf Otto übersiedelt mit Beatrix in seine fränkische Heimat. Der umfangreiche Besitz in Palästina wird an den Deutschen Orden verkauft. Mit dem Erlös baut Otto seine Stammburg Botenlauben zu beachtlicher Größe aus.
1231
Im November unternimmt das Grafenpaar erste Schritte zur Gründung eines Zisterzienser Frauenklosters unweit von Botenlauben und nennt es Frauenroda. (Schleiersage)
1234
Um ihre Klostergründung Frauenroda finanziell abzusichern, verkaufen Graf Otto und seine Gemahlin Beatrix die Burg Botenlauben und viel Landbesitz – so auch das Dorf Ritanswisen – an den Würzburger Fürstbischof Hermann von Lobdeburg (in der Verkaufsurkunde vom 4.3.1234 wird “Ritanswisen” erstmals urkundlich erwähnt).
1242
Graf Otto gibt das vorbehaltene Wohnrecht auf Botenlauben auf. Das Kloster Frauenroda wird in den folgenden Jahren vom Gründerpaar immer wieder mit Gütern ausgestattet. Hochbetagt greift Otto sogar nochmals zu den Waffen und zerstört Burg Burkardroth, die eine Bedrohung für das Kloster darstellt.
1244
Als Todesjahr Graf Ottos wird 1244 angenommen, denn am 7. 2. 1245 wird in einer Urkunde seine Gattin als “vidua” (Witwe) bezeichnet. In der Klosterkirche zu Frauenroth finden sie ihre letzte Ruhestätte.
1525
Während des Bauernkrieges, am 11. Mai rückt der “Auraer Haufen” gegen die Burg. Sie wird geplündert und der “rote Hahn” wird ihr aufs Dach gesetzt. Sie wird nie wieder aufgebaut. (Sage vom Burgkoch)
Graduale, das Beatrix, der Stifterin (und Äbtissin?) des Zisterzienserklosters Frauenroth, zugesprochen wird. (Original Württ. Landesbibliothek, Stuttgart)